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Dunkle Abgründe?

Okkultismus

Okkultismus

Bei dem Begriff „Okkultismus“ denkt man schnell an schwarze Messen, Séancen und geheimnisvoll gewandete Gestalten. Doch geht es beim Okkultismus wirklich darum? Ist schon ein Freitag, der Dreizehnte irgendwie Okkultismus oder verbirgt sich dahinter eine geheime Wissenschaft? Wir haben uns in die dunklen Abgründe des Okkultismus begeben und nachgeforscht.

Okkultismus lässt sich wissenschaftlich nicht erklären
Okkultismus ist wissenschaftlich nicht erklärbar

In dem Wort „Okkultismus“ steckt die lateinische Vokabel „okkultus“ – sie bedeutet so viel wie „verborgen“, „versteckt“ oder „geheim“. Darin steckt auch schon im Ansatz die Erklärung des Okkultismus, bei dem es um nicht wahrnehmbare, also für die menschlichen Sinne verborgene, Phänomene und Kräfte geht. Wichtig zum Verständnis ist, dass es sich bei „Okkultismus“ um einen Sammelbegriff und damit um ein weites Feld handelt: Er umfasst viele verschiedene Phänomenbereiche, Praktiken und Weltanschauungen, die man als esoterisch, paranormal, mystisch oder übersinnlich bezeichnen kann.

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Was haben Magneten mit Okkultismus zu tun?

All das als Okkultismus zu definieren, was der menschliche Sinnesapparat nicht wahrnehmen kann, birgt bei genauerem Hinschauen eine Menge Schwierigkeiten: Gemäß dieser Definition wäre auch Magnetismus okkult oder etwa das Wirken einer Impfung – was man früher auch tatsächlich dachte! Inzwischen kann man es vielleicht besser so beschreiben, dass Okkultismus Dinge zusammenfasst, die die Wissenschaft (noch) nicht erklären kann. Anhänger des Okkultismus gehen aber noch einen Schritt weiter und sind der Meinung, dass okkulte Kräfte der „normalen“ Wissenschaft auch gar nicht zugänglich sind. In dieser Hinsicht stellte der Okkultismus übrigens vor allem im 18. Jahrhundert eine echte Gegenbewegung zur Aufklärung dar, einer Denkepoche, die zahlreiche (nicht nur mittelalterliche) Irrtümer beseitigte und deren Ziel ein mündiger (also aufgeklärter) Mensch war. Der Philosoph Immanuel Kant prägte diese wichtige Epoche mit dem berühmten Ausspruch: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“

Okkultismus als Realitätsflucht?

Die Aufklärung stieß nicht bei allen Zeitgenossen auf Gegenliebe – zumal sie auch mitunter grausame Auswüchse, wie etwa die Französische Revolution, bedingte, aber das führt hier zu weit. Fakt ist, dass das Streben nach Vernunft und der nüchterne Rationalismus dieser Zeit in krassem Gegensatz zu mittelalterlichem Aberglauben und der vorherrschenden Kirchenhörigkeit standen. Der Okkultismus bot (und bietet) Raum für allerlei wissenschaftsferne oder -fremde Praktiken und Weltanschauungen, wie etwa Magie, Spiritismus, Wahrsagerei, Alchemie, Esoterik, alternative Medizin, Astrologie und übersinnliche Wahrnehmungen. In Kunst und Kultur hatte der Okkultismus ebenfalls einen enormen Einfluss, der sich beispielsweise in den Werken von Rainer Maria Rilke, Thomas Mann, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian, Max Ernst und Paul Klee zeigt. Auch der Schöpfer des Stummfilmklassikers „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ aus dem Jahre 1922, Friedrich Wilhelm Murnau, war ein bekennender Okkultist. Weitere berühmte Okkultisten sind der Brite Aleister Crowley, der mit seinem Buch „Liber Al vel Legis“ („Buch des Gesetzes“) die religiöse Bewegung Thelema begründete, und der irische Dichter William Butler Yeats.

Mit Okkultismus auf Verbrecherjagd

Tatsächlich ging der Einfluss des Okkultismus sogar noch ein ganzes Stück weiter: In den 1920er Jahren war es beispielsweise nicht unüblich, mit Hilfe von Hellseherei und Telepathie auf Verbrecherjagd zu gehen! Während ein fiktiver Vollblutrationalist wie der legendäre Sherlock Holmes sich vermutlich niemals auf etwas anderes als Beweise und messerscharfe Logik gestützt hätte, griff die real existierende Polizei in Deutschland sehr wohl auf die Künste von Sehern und Wahrsagern zurück. Im Kriegsjahr 1942 führte die deutsche Marine sogar Experimente mit Pendeln durch, die bei der Ortung von Schiffen helfen sollten. Nun, den Kriegsausgang hat das zum Glück nicht beeinflusst.

Okkultismus – Butter bei die Fische!

Was ist nun aber genau Okkultismus? Die Antwort auf diese Frage ist nicht leicht zu geben. Wir wollen trotzdem (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) einen Versuch wagen: So zählen etwa verschiedene Praktiken zum Okkultismus, wie manche Formen der alternativen Medizin (etwa die Anwendung von Heilsteinen, Irisdiagnostik oder Reiki), Hellsehen, Wahrsagen, Pendeln, Tarot, Graphologie, Spiritismus, Mediumismus, alle Formen von Magie und Esoterik. Auch alternative Wissenschaften, wie Alchemie, Astrologie und Teilbereiche der Parapsychologie sind unter dem Sammelbegriff Okkultismus zu verorten. Nicht zuletzt finden sich hier aber auch verschiedene Weltanschauungen und „Glaubensrichtungen“ wieder, so die Hermetik, die Theosophie, Wicca, Thelema, der Satanismus und das so genannte Neuheidentum.

Am Ende lässt sich kaum präzise sagen, was Okkultismus genau ist: Er hat viele Teilbereiche und umfasst Phänomene, Praktiken und Weltanschauungen gleichermaßen. Ohne Frage zieht der Okkultismus aber viele Menschen in seinen Bann und hatte in der Vergangenheit erhebliche Auswirkungen auf Kunst, Kultur und Zeitgeist. Fraglos ein Gebiet, in dem es noch eine Menge zu entdecken gibt…

Bildquelle: Thinkstock/iStock/agsandrew

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