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Skarifizierung

Cutting Tattoos: Ziernarben statt Tinte

Cutting Tattoo

Man nennt sie auch Skarifizierung oder Ziernarben: Cutting Tattoos sind in der westlichen Body Modification-Szene noch lange nicht so verbreitet, wie herkömmliche Tattoos und Piercings. Sie werden zwar in der Regel auch von Spezialisten in Tattoo-Studios auf die Haut gebracht, jedoch ist die Technik eine völlig andere. Bei Cutting Tattoos werden keine Farben unter die Haut gebracht, sondern mit einem Skalpell ein Motiv in die Haut geritzt. Das klingt blutig und das ist es auch! Zartbesaitete Menschen sollten diesen Artikel lieber überspringen. Allen Neugierigen unter Euch, geben wir einen Einblick, wie Cutting Tattoos entstehen, wie schmerzhaft sie sind und wie die abgeheilten Ziernarben schließlich aussehen.

In der westlichen Welt wurde Cutting erst vor wenigen Jahren populär. Wie fast alle Piercing- und Tattoo-Techniken haben auch die Cutting Tattoos ihren Ursprung in ritueller indigener Körpermodifikation. Vernarbungen werden schon seit Jahrhunderten als Körperschmuck getragen oder dienen aufgrund der damit verbundenen Schmerzen als Initiationsritual.

Cutting Tattoo
Cutting Tattoos sind keine Tattoos im eigentlichen Sinne, da die Technik eine völlig andere ist. Statt einer Nadel wird hier ein Skalpell verwendet.

Bei uns haben die Schmucknarben eher einen dekorativen Zweck, wobei der Schmerz für Träger von Cutting Tattoos sicher auch mit dazugehört. Denn Deine Zähne musst Du schon zusammenbeißen, wenn Du eine Skarifizierung haben möchtest – allein schon beim Anblick der folgenden Bilder!

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Skalpell bitte: So ensteht ein Cutting Tattoo

Unter Skarifizierung werden alle Formen von Körpermodifikation gefasst, bei denen kontrolliert Narben forciert werden. Neben dem Cutting mit einem Skalpell können damit auch Brandings gemeint sein, bei denen mit einem sogenannten Elektrokauter Motive in die Haut gebrannt werden. Populärer ist derzeit das Cutting, bei dem wie bei einem herkömmlichen Tattoo mit den Outlines, also den Umrissen, begonnen wird.

Cutting Tattoo Outlines
Bei einem Cutting Tattoo werden zunächst die Außenlinien mit einem Skalpell in die Haut geschnitten.

Während das Stechen der Outlines bei Tattoos oft mehr wehtut als das Schattieren, ist bei Cutting Tattoos vor allem der zweite Schritt schmerzhaft. Denn nach dem Einritzen der Außenlinien muss noch die dazwischenliegende obere Hautschicht abgeschält werden.

Cutting Tattoo
Cutting Tattoos bereiten wesentlich größere Schmerzen als gestochene Tattoos.

Und das Krasse kommt erst noch: Während Du Deine frischen Piercings und Tattoos behutsam pflegen solltest, damit sie möglichst schnell verheilen, musst Du beim Cutting Tattoo die Wundheilung immer wieder stören. Schließlich ist eine gut sichtbare Narbenbildung hier erwünscht. Fans von möglichst markanten Cutting Tattoos erreichen dies durch ständiges Entfernen des Wundschorfs und der Reizung der Wunde mit einer Lösung aus Zitrone, Zucker und Vaseline.

Freiwillige Narben – Aber warum nur!?

Den meisten wird vermutlich allein bei der Beschreibung der Prozedur mulmig. Warum sollte man sich nur selbst vernarben und mit der frischen Wunde auch noch genau gegenteilig handeln, als man es sonst gewohnt ist? Für Skarifizierungs-Träger spielt das Erdulden der Schmerzen mit Sicherheit eine Rolle. Auch wenn das Cutting in westlichen Kulturen nicht als Initiationsritual eingesetzt wird, geht es beim Cutting Tattoo sicherlich um mehr als nur die Verzierung des Körpers. Narben haben auch in unserer Kultur eine gewisse Symbolik: Sie erzählen Geschichten und zeugen von verkraftetem Schmerz. Wissenschaftliche Studien haben sich zudem mit der sexuellen Wirkung von Gesichtsnarben bei Männern auf Frauen beschäftigt. Darin wird die These aufgestellt, dass Frauen Narben mit Männlichkeit assoziieren. Narben können also auch eine gewisse Badass-Attitüde ausdrücken.

Ganz klar unterscheiden sollte man diese freiwillige Form der Vernarbung jedoch vom Ritzen. Bei diesem selbstverletzenden Verhalten handelt es sich um eine autoaggressive Handlung, bei der es nicht um die Verzierung des Körpers geht. Wenn Du von diesem Verhalten betroffen bist oder Dich Bilder von selbst zugefügten Narben triggern, solltest Du es lieber vermeiden, auf sozialen Netzwerken nach Cuttings zu suchen. Auch wenn es sich hierbei um zwei völlig verschiedene Phänomene handelt, sind sie begrifflich nicht ganz voneinander zu trennen.

Cutting Tattoos: Motive und verheilte Narben

Bei der Motivwahl bist Du, solange Du einen talentierten erfahrenen Cutting-Tättowierer gefunden hast, relativ frei. Am besten besprichst Du Deine Motivwünsche aber mit einem Spezialisten, der beurteilen kann, wie gut sich Deine Vorstellung für diese Technik eignet. Beliebt bei Cuttings sind dekorative symmetrische Ornamente und Muster.

Dabei können Cutting Tattoos wie normale Tattoos auch in unterschiedlichen Größen realisiert werden. Vom kleinen Cutting am Handgelenk bis hin zum komplexeren Motiv an Rücken oder Oberschenkel.

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Auch was die Platzierung angeht, hast Du viele Optionen. Ein bereits etwas älterer Stil aus der japanischen Körpermodifikations-Szene ist Hanabira, bei dem eine Blüte auf den Venushügel der Frau geschnitten wird. Eine Schmucknarbe ist zum Beispiel auch unterhalb der Brüste möglich. Nach der langen Verheilungs- beziehungsweise Vernarbungsphase verändert sich das Cutting Tattoo farblich je nach Hautton. Im Gegensatz zu herkömmlichen Tattoos entsteht zudem eine Reliefwirkung, wenn der Wundheilungsprozess besonders arg gestört wurde.

Wie bei allen Körpermodifikationen gilt: Vertraue nur einem erfahrenen Tätowierer oder Piercer. Bei neueren Techniken wie Microdermal Piercings, Dotwork und Cutting Tattoos solltest Du aber wirklich gezielt Experten auf diesem Bereich aufsuchen. Beim Cutting ist auch die Betreuung nach der eigentlichen Prozedur wichtig. Wenn Dir der Look der Cuttings gefällt, Dir das aber doch eine Nummer zu blutig ist, kannst Du auch einen Blick auf die weißen Tattoos werfen. Mit ihrer unscheinbaren Optik ähneln sie dezenten Skarifizierungen.

Bildquelle: Getty Images/JUAN CEVALLOS