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Polyamorie: Wie funktioniert eine Beziehung mit mehreren?

polyamorie

Ein polyamores Leben übt auf viele Menschen eine Faszination aus und immer mehr bekennen sich dazu, mehr als einen Partner zu lieben. Wie genau ist Polyamorie definiert und wie findest du heraus, ob eine polyamore Lebensweise auch für dich eine Bereicherung sein könnte?

Bei Polyamorie denken tatsächlich immer noch viele an Hippies, die sich in ihren VW-Bussen der freien und ekstatischen Sexualität hingeben. Dabei bestand Polyamorie schon lange vor den Zeiten von „Tomorrow never knows“ und dem Leben in Kommunen und entwickelt sich heute immer mehr zu einem beliebten Beziehungs-Trend. Auch in Hollywood ist Polyamorie kein Fremdwort: Schauspielerin Bella Thorne zum Beispiel liebte mehrere Jahre zwei Menschen gleichzeitig, die voneinander wussten und diese Beziehungsform akzeptieren. Doch was ist steckt eigentlich hinter dieser Beziehungsform?

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Was ist Polyamorie?

Wenn man mehr als eine Person zur selben Zeit erotisch liebt und alle Beteiligten mit diesem Zustand einverstanden sind, dann spricht man von Polyamorie. Um Verwirrungen zu vermeiden, ist es wichtig den Begriff der Polyamorie von anderen Begrifflichkeiten abzugrenzen. Polyamorie baut auf Ehrlichkeit und Transparenz auf und hat demnach nichts mit Fremdgehen zu tun. Auch ist Polyamorie nicht das Gleiche wie Polygamie (Vielehe), wie sie vor allem in Teilen Afrikas und in Indien praktiziert wird. Dort gibt es oft einen Mann, der viele Frauen heiratet und anschließend über ihr Leben bestimmt. Auch mit Promiskuität oder dem Swingertum ist Polyamorie nicht zu verwechseln. Bei der Polyamorie sind alle Partner*innen gleichberechtigt und gegenseitiger Respekt ist unverzichtbar. Menschen, die sich für diese Beziehungsform entscheiden, tun dies meist langfristig. Beziehungen, die Polyamorie praktizieren, sind oft von Dauer und ein ständiger Wechsel von Partnern ist eher nicht üblich.

Polyamorie kann viele verschiedene Formen annehmen: Zum Beispiel ist ein Paar, bei dem sich die Frau, mit Einverständnis ihres Mannes, alle paar Monate mal zu sexuellen Abenteuern mit einer Freundin triff, genauso unter den Begriff der Polyamorie zu fassen wie ein Single, der mehrere langfristige Liebschaften führt. Die Abgrenzung zu einer offenen Beziehung ist hier also fließend.

Zeichen und Symbole für Polyamorie

Häufig werden bestimmte Zeichen und Symbole für Polyamorie verwendet, welche jeweils eine besondere Bedeutung haben. So sieht man oft zum Beispiel ein Herz mit einer Unendlichkeitsschleife.

Polyamorie Zeichen
Ein Herz mit einer Unendlichkeitsschleife wird oft als Symbol für Polyamorie verwendet.

Auch eine Polyamorie-Flagge wird oft verwendet. Die Flagge besteht aus blauen, roten und schwarzen Balken mit dem griechischen Buchstaben Pi in der Mitte. Die Farben sollen jeweils eine besondere Bedeutung haben:

  • Blau steht für Ehrlichkeit und Offenheit zwischen den Partner*innen
  • Rot steht für Liebe und Zuneigung
  • Schwarz steht für die Solidarität mit den Menschen, die ihre Partnerschaft vor dem Rest der Welt verbergen müssen
  • Das Pi in der Mitte steht für Polyamorie
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Polyamorie Flagge
Die Flagge als Zeichen der Polyamorie

Ist Polyamorie gesetzlich erlaubt?

Gerade wenn es um gesetzliche Vorschriften geht, ist es wichtig, die Begrifflichkeiten klar abzugrenzen. Die Mehrfachehe (Polygamie) ist in Deutschland gesetzlich verboten, denn die Ehe steht laut Grundgesetz unter besonderen Schutz. Das Bundesverfassungsgericht sieht die Ehe ausschließlich als „Form einer engen Zweierbeziehung“, mehr als zwei Personen sind hier nicht vorgesehen. Wer jedoch in „wilder Ehe" lebt, also nicht gesetzlich verheiratet ist, kann natürlich seine Beziehung(en) so führen, wie er oder sie es möchte. Die Anzahl der beteiligten Personen spielt in einer Beziehung gesetzlich keine Rolle. Polyamorie ist also nicht verboten.

Begrifflichkeiten der Polyamorie:

Um etwas Klarheit in die manchmal sehr verwirrende Polyamorie zu bringen, haben sich die meisten Mitglieder polyamorer Lebensmodelle auf ein paar Begrifflichkeiten geeinigt. Unterschieden wird erst einmal zwischen Primary, Secondary und Tertiary Modellen. Dabei geht es um die Entscheidung, wie wichtig und zentral ein Partner im Leben des anderen ist.

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1. Primary: Bei der Polyamorie versteht man unter einer Primary Beziehung die Beziehung, die du zu einem Partner hast, den du maßgeblich in deine Entscheidungen einbeziehst, mit dem du vielleicht zusammen wohnst, Kinder hast oder verheiratet bist, mit dem du Weihnachten feierst oder in die Ferien fährst und den du deinen Eltern als festen Partner vorstellst.

2. Secondary: In der Polyamorie ist damit eine langfristige und ebenfalls wichtige Partnerschaft gemeint, die aber nicht dieselbe Bedeutung wie eine Primary Beziehung hat. Du hast mit einem Secondary Partner beispielsweise vermutlich keine Kinder, planst nicht dein ganzes Leben mit ihm oder verwaltest gemeinsam mit ihm die Finanzen.

3. Tertiary: In der Polyamorie zählt hierzu die Person, zu der du ein freundschaftliches Verhältnis und gelegentlichen Sex hat. Oft sind diese Beziehungen nicht so langfristig angelegt, wie die ersten beiden Beziehungsmodelle.

Polyamorie und ihre Lebensformen kann man nun wiederum in vier Kategorien gliedern:

  1. Du lebst in einer Primary Partnerschaft und dein Partner und du haben zusätzlich noch emotionale und sexuelle Beziehungen zu anderen. Sozusagen die klassische offene Zweierbeziehung.
  2. Du hast mehrere Primary Partner, führst also mit mehreren Menschen eine gleichberechtigte Dreier-, Vierer, oder Noch-mehr-Beziehung. Dies wird auch als Poly-Familie bezeichnet, sie kommt aber weitaus seltener vor, als die erste Form der Poly-Beziehung.
  3. Du legst Wert auf Unabhängigkeit und hast keinen Primary Partner, dafür aber mehrere Secondary Partner, mit denen du eine Beziehung pflegst. Dies wird auch das Non-Primary Modell genannt. Wie innig und wie langfristig die Beziehungen angelegt sind, ist ganz unterschiedlich.
  4. Mischformen: Du bist zum Beispiel in einer Zweierbeziehung, aber nur einer von euch beiden lebt polyamor, während der andere keine anderen Liebschaften außerhalb der Beziehung pflegt. Wenn beide damit einverstanden sind und mit Offenheit und gegenseitigem Respekt miteinander umgehen, können auch solche Formen der Polyamorie funktionieren.
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Polyamorie ist oft komplex und die Grenzen sind fließend. Entscheidend für eine funktionierende Polyamorie ist es, dass die Partner*innen offen und respektvoll miteinander umgehen und alle Beteiligten mit der Art der Beziehungsführung einverstanden sind.

Polyamorie: So findest du Gleichgesinnte

Interessierst du dich für das Thema Polyamorie und suchst nach anderen Polys, um dich auszutauschen, können das Internet und die Sozialen Medien dir eine Menge bieten. Dort hat sich seit den 1990er Jahren ein riesiges Polyamorie-Netzwerk entwickelt. Neben Infoseiten gibt es auch eine Vielzahl Polyamorie-Foren und -Gruppen in denen du dich mit Gleichgesinnten austauschen kannst. In zahlreichen Polyamorie-Blogs erzählen Menschen, die in polyamoren Beziehungen leben, von ihren Erfahrungen und erlauben dir so, an ihren Eindrücken teilzuhaben. Gerade, wenn du noch unentschlossen bist, ob Polyamorie dein Ding sein könnte, hast du so die Möglichkeit, dich anonym und unverfänglich an das Thema Polyamorie heranzutasten. Auch, wenn dir die Kommunikation auf dem virtuellen Weg nicht ausreicht, gibt es verschiedene Möglichkeiten für dich, mit anderen Polys in Kontakt zu treten. In den meisten Großstädten gibt es Polyamorie Stammtische. Hier treffen sich regelmäßig Menschen, die in Polyamorie leben oder an solch einem Leben interessiert sind, um sich auszutauschen, von ihren Erfahrungen zu berichten oder eben einfach, um entspannt zusammen ein Bierchen zu trinken. Es gibt auch Polyamorie-Camps, Workshops, Diskussionsrunden und Partys, die regelmäßig stattfinden. Nach vorheriger Anmeldung kann jeder an diesen Veranstaltungen teilnehmen und dort auf andere Polyamorie-Begeisterte treffen.

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Polyamorie oder nur Lust auf Abwechslung?

Gerade in längeren monogamen Beziehungen kommt bei vielen ein Gefühl der Neugierde auf Neues auf – doch ist das schon Polyamorie? Sei es nun sexuell oder emotional, Abwechslung übt oft einen starken und nicht zu unterschätzenden Reiz aus. Sei es der Wunsch nach einer gleichgeschlechtlichen Liebesbeziehung, einem flotten Dreier mit dem Partner und einem Dritten oder die heimliche Liebe, die du trotz deiner festen Partnerschaft für einen Freund oder eine Freundin empfindest – die Frage ist, wie du mit diesen Dingen umgehst und wie sehr sie dein Denken und Handeln bestimmen. Ob es dir auf Dauer genügt, diese Phantasien nur in deinem Kopf zu verwirklichen oder ob du dich selbst mit der Unterdrückung, sie auszuleben, einschränkst, musst du für dich selbst entscheiden. Vielleicht macht dich auch der Gedanke an, dein Partner würde etwas mit einer anderen Person anfangen. So oder so ist es wichtig, dass du offen mit deinem Partner über deine Wünsche, Sehnsüchte und Gefühle sprichst, bevor du die ersten Schritte in die Polyamorie wagst.

Möglicherweise geht es deinem Partner genau wie dir und auch er ist neugierig und könnte sich eine polyamore Beziehung vorstellen. Sollte er nicht mit dem Gedanken leben können, musst du dir überlegen, ob du die Partnerschaft beendest, um deine polyamore Seite kennen zu lernen, oder ob dir die monogame Zweierbeziehung zu sehr am Herzen liegt, um sie deshalb aufzugeben. Diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Polyamorie bedeutet vor allem Kommunikation, Selbsterkenntnis und eine große Menge an Beziehungsarbeit. Selbstzweifel, Eifersucht und Konflikte sind Herausforderungen, denen du dich stellen musst, wenn du dich für die Polyamorie entscheidest. Auf der anderen Seite empfinden viele Menschen die Lebensweise der Polyamory als Bereicherung und als Möglichkeit der Selbstverwirklichung.

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Polyamorie – Was tun bei Eifersucht?

Auch polyamore Menschen haben oft mit dem Gefühl der Eifersucht zu kämpfen. Befindest du dich in dieser Situation, solltest du dich zuerst einmal fragen, ob du eifersüchtig sein willst. Klingt komisch, ist es aber nicht. Viele Menschen messen nämlich unterbewusst am Grad der Eifersucht das Ausmaß der Liebe zueinander, nach dem Motto: Je eifersüchtiger jemand ist, umso mehr liebt er seinen Partner auch. Mach dir also im Vorfeld klar, ob du unterbewusst nicht vielleicht auch dieser Meinung bist, denn sonst kann der Versuch, die Eifersucht aus deinem Leben zu verbannen, zu innerer Zerrissenheit und Konflikten führen. Die eine Eifersucht gibt es dabei gar nicht, aber man kann immer wieder kehrende Muster erkennen, die zu Eifersucht führen. Erst einmal wäre da die Angst verlassen zu werden, die in aller Regel von einem geschwächten Selbstwertgefühl ausgelöst wird. Quält dich diese Angst, sind Gespräche mit dem Partner, die klare Definition der polyamoren Beziehung und Strategien zur Steigerung des Selbstbewusstseins eine gute Methode, um die Eifersucht in den Griff zu bekommen. Misstrauen dem Partner gegenüber oder das Gefühl ausgeschlossen zu sein, führen ebenfalls zu Eifersucht. Auch hier gilt: Seid ehrlich zu einander. Wer in harmonischer Polyamorie leben will, darf seinem Partner nichts verheimlichen und sollte Verständnis für dessen Ängste und Sorgen aufbringen. Die Eifersucht komplett zu überwinden gelingt in den seltensten Fällen. Durch jahrelange Arbeit an der Beziehung zu deinem Partner, aber vor allem an der Beziehung zu dir selbst, kannst du der Eifersucht aber ihre zerstörerische Macht nehmen. Viele haben auch die Erfahrung gemacht, dass eine Umwandlung von Eifersucht in sexuelle Erregung hilfreich sein kann. Versuche das unangenehme Gefühl, das du empfindest, wenn dein Partner bei jemand anderem ist, als sexuelle Lust zu interpretieren, denn dieses Gefühl ist weitaus angenehmer. Das Wichtigste aber ist: Sei geduldig mit dir, finde heraus, wo deine Grenzen liegen und besprich sie mit deinem Partner. Ihr werdet sicherlich oft Kompromisse eingehen müssen, aber so ist es eben immer im Leben – auch bei der Polyamorie.

Bist du der Typ für eine offene Beziehung?

Ehrlichkeit, Offenheit und Respekt sind die Grundpfeiler der Polyamorie. Sind alle Partner gleichermaßen zufrieden mit der Beziehung, kann die Liebe zu mehr als einer Person gut funktionieren. Kommunikation und ein ehrlicher Umgang mit den eigenen Gefühlen und Grenzen sind entscheidend, um sich in einer polyamoren Beziehung selbst verwirklichen zu können. Wenn du dir vorstellen kannst, in Polyamorie zu leben, dann habe keine Scheu, erkunde dieses spannende Neuland und poly-up your life!

Bildquelle: GettyImages/MStudioImages, GettyImages/WhataWin, GettyImages/Olena Repkina