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Die Uhr tickt

Social Freezing: Kinderwunsch auf Eis legen

Businessfrau

Wenn der Kinderwunsch da ist, aber der richtige Partner noch fehlt, oder wenn erst einmal die Karriereplanung in trockenen Tüchern sein soll, bevor die Familienplanung an der Reihe ist, gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit, Eizellen für eine spätere Befruchtung einfrieren zu lassen. Social Freezing nennt sich diese Methode, wenn der Kinderwunsch nicht aus medizinischen, sondern aus sozialen Gründen auf Eis gelegt wird.

Die Statistiken zeigen, dass sich der individuelle Lebensverlauf in Industrieländern zunehmend verändert. Es wird länger gelernt, länger gearbeitet und später geheiratet – wenn überhaupt. Auch Kinder gehören oftmals erst nach einigen Jahren des Rumprobierens als Single oder in der Berufswelt zu den persönlichen Wünschen vieler Menschen. Doch gleichzeitig ist bekannt, dass die Fruchtbarkeit vor allem von Frauen ab dem 30. bis zum 35. Lebensjahr schnell abnimmt. Wer bis dahin noch nicht den geeigneten Partner für die Familienplanung gefunden hat oder sich nach Jahren an der Uni erst einmal auf seine Karriere konzentrieren möchte, kommt in Sachen Kinderwunsch häufig an die Grenzen des Möglichen. Steigende Zahlen von künstlicher Befruchtung sind die Folge und auch immer mehr kinderlose Paare lassen vermuten, dass man doch nicht alles haben kann. Social Freezing soll bei diesem Problem Abhilfe schaffen. Bei der Methode werden der Frau unbefruchtete Eizellen entnommen und eingefroren. Wenn die Zeit für die Erfüllung des Kinderwunschs reif ist, werden die Eizellen aufgetaut, befruchtet und der Patientin in die Gebärmutter eingesetzt. Das Social Freezing soll auf diese Weise dafür sorgen, dass die biologische Uhr noch ein paar Jahre weiterticken kann, ohne dass die Frau fürchten muss, wegen der Karriereplanung oder in Ermangelung eines Partners kein Baby mehr bekommen zu können.

Wie funktioniert Social Freezing?

Auch wenn der Begriff relativ neu ist, ist die Methode, die hinter dem Social Freezing steckt, schon seit Ende der 1980er Jahre bekannt. Kryokonservierung nennt sich der Vorgang, bei dem Zellen eingefroren werden, ohne beim Auftauen an Vitalität zu verlieren. So können beispielsweise Eizellen, Spermien und Embryonen für einen späteren Gebrauch in einer Kryobank aufbewahrt werden. Schon seit einigen Jahren können zum Beispiel Frauen, die an Krebs leiden und sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, vor der Behandlung Eizellen entnommen werden, damit auch nach der Bestrahlung, die sich negativ auf die Eizellen auswirken kann, eine Schwangerschaft noch möglich ist. Das Neue beim Social Freezing ist also nicht die Methode, sondern nur die Ursache für die Kryokonservierung. Wie auch bei einer künstlichen Befruchtung werden der Frau etwa zwei Wochen lang verschiedene Hormone gespritzt, um die Eierstöcke zu stimulieren. Diese produzieren daraufhin weitaus mehr Eizellen als ohne die Hormonbehandlung heranreifen würden. Mittels einer Punktion über die Vagina werden zehn bis fünfzehn Eizellen entnommen und in flüssigem Stickstoff schockgefroren. Durch dieses schnelle Einfrieren wird die Bildung von Eiskristallen weitgehend verhindert, die andernfalls die Zellen zerstören könnten. Die unbefruchteten Eizellen werden in einer Kryobank gelagert und so lange aufbewahrt, bis die Frau bereit für eine künstliche Befruchtung ist. Abgesehen von dem Einfrieren und Auftauen der Eizellen unterscheidet sich das Social Freezing also nicht von einer üblichen Kinderwunschbehandlung per In-vitro-Fertilisation.

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Die Erfolgsaussichten von Social Freezing

Durch die schonende Einfriermethode, die heutzutage beim Social Freezing genutzt wird, sind die Erfolgsaussichten einer Befruchtung mit wieder aufgetauten Eizellen mit denen einer Befruchtung mit frischen Zellen durchaus vergleichbar. Darüber hinaus hängt der Erfolg natürlich davon ab, wie alt die Frau bei der Entnahme der Eizellen ist: Ab einem Alter von 30 Jahren sinkt schließlich die Fruchtbarkeit, was ja meist erst zu der Entscheidung führt, die Eizellen schon vorher konservieren zu lassen. Studien zeigten, dass bei einer Schwangerschaft nach Social Freezing kein erkennbar höheres Risiko für Geburtsfehler oder Behinderungen auftritt – nicht das Alter der schwangeren Frau ist entscheidend, sondern das der Eizellen. Dennoch ist eine Schwangerschaft natürlich anstrengend und mit fortgeschrittenem Alter eventuell nicht mehr ganz so leicht wegzustecken.

Kosten von Social Freezing

Die meisten Frauen, die heutzutage das Social Freezing in Anspruch nehmen, sind einer Studie zufolge zwischen 35 und 38 Jahren alt. Dabei wäre es eigentlich ratsam, die Eizellen so früh wie möglich entnehmen zu lassen. Ein Hindernis hierfür sind wahrscheinlich vor allem die hohen Kosten. Um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu optimieren, wird empfohlen, mindestens 10 bis 15 Eizellen zu entnehmen und einzufrieren. Dies erfordert meist mehrere Behandlungszyklen, die – inklusive aller Medikamente – jeweils zwischen 3.000 und 4.000 Euro kosten. Hinzu kommen die Kosten für die Lagerung der Eizellen in einer Kryobank. Wenn die Frau dann bereit für ein Baby ist und die Eizellen aufgetaut werden, fallen auch die üblichen Kosten einer oder mehrerer künstlicher Befruchtungen an. Inzwischen gibt es jedoch auch Anbieter, die Social-Freezing-Komplettpakete inklusive aller Leistungen im Programm haben. Vor einiger Zeit fand das Thema größere Beachtung in der Öffentlichkeit, da bekannt wurde, dass Firmen wie Facebook oder Apple ihren Mitarbeiterinnen das Social Freezing finanzieren würden.

Kritik am Social Freezing

Spätestens als die Software-Giganten Apple und Facebook ihre Mitarbeiterinnen mit der Möglichkeit des Social Freezing köderten, ist auch die Kritik an der Methode immer lauter geworden. Dabei geht es weniger um das zugrundeliegende Verfahren als um die ethischen Bedenken, die das Einfrieren ohne medizinischen Grund mit sich bringt. Erst einmal steht die Frage im Raum, bis wann eine Frau auf die eingelagerten Eizellen zurückgreifen darf. Sollte eine Frau mit 60 Jahren noch ein Kind zur Welt bringen können? Auch die Implikation, dass Frauen sich erst einmal um die Karriere kümmern sollten, sorgt immer wieder für Unmut. Kritiker argumentieren oft damit, dass die Natur „sich etwas dabei gedacht hätte“, dass die Fruchtbarkeit ab einem gewissen Alter nachlässt. Befürworter vertreten hingegen die Meinung, dass sich unsere Lebensrealität in so vielen Bereichen von der ursprünglichen Natur entfernt hat (vom längeren Leben durch medizinische Versorgung über das Bedürfnis nach individueller Selbstverwirklichung in Form vieler verschiedener Wahlmöglichkeiten in Sachen Lebensstil bis hin zur Verhütung und künstlichen Befruchtung selbst), dass ihnen Argumente wie diese nicht mehr angebracht erscheinen. Jede Frau sollte für sich selbst entscheiden, ob Social Freezing für sie in Frage kommt – und sich dessen bewusst sein, dass auch eingefrorene Eizellen und künstliche Befruchtung keine hundertprozentigen Erfolgschancen auf ein spätes Babyglück beinhalten.

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Singleleben oder Partnerschaft, Beruf oder Familie – heutzutage scheint es fast so, als könne Frau wirklich alles haben. Wer sich erst einmal auf sich selbst konzentrieren möchte, bevor es an die Familienplanung geht, hat mit dem Social Freezing eine gute Chance, die biologische Uhr für ein paar Jahre anzuhalten. Dennoch solltest Du – falls dies für Dich in Frage kommt – beachten, dass die Methode nicht nur sehr kostspielig ist, sondern immer auch das Risiko birgt, dass aus keiner der eingefrorenen Eizellen auch ein Baby entsteht.

Bildquelle: iStock/michaeljung

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